Ich wurde gefragt, warum Gott den „Baum der Erkenntnis von Gut und Böse“ im Paradies zugelassen habe. Wenn es diesen Baum nicht gegeben hätte, hätten wir heute keine Probleme und warum ist das mit der Erkenntnis so schlecht, dass sie den Tod in die Welt bringt?
Ausgangspunkt der Frage ist ein Irrtum, nämlich die Idee, dass der Mensch sich ohne den Baum nicht von Gott hätte entfernen können und so immer im Paradis geblieben wäre. Jeder weiss, es gibt unzählige Möglichkeiten das Böse zu tun. Viele Wege führen von Gott weg. Sieh es einmal so: Durch den Baum waren die Wege Gott zu verlassen eingeschränkt auf einen einzigen – diese Frucht essen. Damit stellt der Baum einen gewissen Schutz dar. Dann hat der Baum einen interessanten Namen. Er heisst nicht „Baum des Bösen“, sondern „Baum der Erkenntnis von Gut und Böse“. Was wäre, wenn der Mensch sich einfach so vom Guten gelöst hätte? Hätte er dann womöglich nur noch das Böse erkannt und nicht mehr gewusst, was das Gute ist? Wäre er zu einem Wesen der Finsternis geworden? Ich denke schon, denn wer das Licht verlässt, steht im Dunkeln. Der Baum ermöglicht etwas Wiedersprüchliches: Gut und Böse in sich zu vereinen und darüber Erkenntnis zu erhalten. Damit beinhaltet dieser Baum auch die Möglichkeit zum Guten zurück zu kehren. So ist auch dieser Baum ein Ausdruck der Liebe Gottes, denn er enthält eine doppelte Sicherung und Schadensbegrenzung für den Fall, dass der Mensch sich in die Dunkelheit begibt – und das ist ja dann auch geschehen.
Baum der Erkenntnis, Passion – der Sinn des Kreuzes und warum das „Erkennen“ so wichtig ist
Kol 1,20 … und durch ihn alles mit sich zu versöhnen – indem er Frieden gemacht hat durch das Blut seines Kreuzes – durch ihn, sei es, was auf der Erde oder was in den Himmeln ist.
Das bedeutet der zentrale Sinn des Kreuzes ist Versöhnung mit Gott.
Er hat aus Liebe zu uns viel erduldet – ist es jetzt noch wichtig, wie wir dazu stehen? Als wen sehen wir Jesus an? Wer ist er für uns?
Joh 17,3 Dies aber ist das ewige Leben, dass sie dich, den allein wahren Gott, und den du gesandt hast, Jesus Christus, erkennen.
Bedeutet das:
Erkennen -> Ewiges Leben | Nicht erkennen -> KEIN ewiges Leben ?
Wie kann dieses „erkennen“ so wichtig sein? Ist mit dem Wort etwas anderes gemeint, als wir allgemein denken?
Unsere verbreitete Definition von „Erkennen“: Nachdenken und mit den Verstand zu einem Ergebnis kommen. Unsere Schule sind dabei die alten Griechen, die nachdenkend die Welt erschließen wollten. Das ist der Grundansatz auch bei den Theologen und Philosophen. Wenn das gemeint wäre, hätte ein intelligenter Mensch mehr Chancen in den Himmel zu kommen als ein weniger kluger. Das ist aber sicher nicht so.
Erkennen in der Bibel ist in der Bedeutung weiter gefasst:
1Mo 4,1 Und der Mensch erkannte seine Frau Eva, und sie wurde schwanger und gebar Kain; und sie sagte: Ich habe einen Mann hervorgebracht mit dem HERRN.
Hier wird deutlich: Er hat nicht nur über seine Eva nachgedacht oder eine philosophische Arbeit über das Wesen der Frau abgefasst. Also „erkennen“ ist mehr!
Apostelgeschichte 17: Zusammenstoß von biblischem Erkennen und philosophischem Erkennen
16 Während aber Paulus sie in Athen erwartete, wurde sein Geist in ihm erregt, da er die Stadt voll von Götzenbildern sah. 17 Er unterredete sich nun in der Synagoge mit den Juden und mit den Anbetern3 und auf dem Markt an jedem Tag mit denen, die gerade herbeikamen. 18 Aber auch einige der epikureischen und stoischen Philosophen4 griffen ihn an; und einige sagten: Was will wohl dieser Schwätzer sagen? Andere aber: Er scheint ein Verkündiger fremder Götter5 zu sein, weil er das Evangelium von Jesus und der Auferstehung verkündigte. 19 Und sie ergriffen ihn, führten ihn zum Areopag6 und sagten: Können wir erfahren, was diese neue Lehre ist, von der du redest? 20 Denn du bringst etwas Fremdes vor unsere Ohren. Wir möchten nun wissen, was das sein mag. 21 Alle Athener aber und die Fremden, die sich da aufhielten, brachten ihre Zeit mit nichts anderem zu, als etwas Neues zu sagen und zu hören.
Die Philosophen taten sich außerordentlich schwer Paulus zu verstehen. Seine Predigt passte nicht in ihr Konzept. Dieses Konzept ist aber auch eine Grundlage unseres abendländischen Denkens. Um die Bibel zu verstehen, müssen wir ein Stück unsere „Kulturbarriere“ überwinden.
1Kor 13,12 Denn wir sehen jetzt mittels eines Spiegels undeutlich, dann aber von Angesicht zu Angesicht. Jetzt erkenne ich stückweise, dann aber werde ich erkennen, wie auch ich erkannt worden bin.
Gott erkennen heißt hier: Ihn persönlich treffen! Wir sollen Gott persönlich treffen! Noch ist diese Begegnung mit Gott undeutlich, aber eines Tages „von Angesicht“.
Erkennen und erkannt werden ist im Sinne von „in Kontakt kommen mit“ „in Berührung kommen“ und „aufgenommen werden“ oder „in Beziehung treten“ zu verstehen.
Joh 14,20 An jenem Tag werdet ihr erkennen, dass ich in meinem Vater bin und ihr in mir und ich in euch.
„in jemand sein“ ist der stärkste Beziehungsbegriff den man bilden kann – dafür gibt es im Deutschen keine stimmige Übersetzung.
Erkennen ist immer GEGENSEITIG. Im Guten wie im Schlechten.
Die Trennung von Gott geschah so: Als Adam die Frucht aß, wurde er nicht etwa intelligenter. Er erkannte das Böse und wurde dabei vom Bösen erkannt.
Die Rückkehr zu Gott geschieht so: Wir werden von Gott erkannt und erkennen ihn.
Kernthema bei „erkennen“ ist: Mit wem stehe ich in Beziehung.
Nicht: Wie viel Wissen habe ich gesammelt.
Gott erkennen ist in Beziehung treten mit Gott.
Alles Elend der Welt ist ursächlich auf die Trennung des Menschen von Gott zurückzuführen. Die Heilung für diese Welt ist, dass der Mensch wieder mit Gott versöhnt wird. Das geschieht nicht theoretisch, sondern ganz praktisch indem wir unsere Herzen im Gebet öffnen.
Lk 19,10 denn der Sohn des Menschen ist gekommen, zu suchen und zu retten, was verloren ist.
Joh 6,47 Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer glaubt, hat ewiges Leben.
Können wir uns vorstellen, dass Gott alles tat um mit uns in Beziehung zu treten? Können wir uns vorstellen, wie es ist, so in der Beziehung mit ihm zu stehen? Gott will nicht „weit weg“ sein, sondern erfahrbar und nah.
Lassen wir uns von ihm erkennen?
Wollen wir ihn erkennen?
Wenn Ja, dann sag es Ihm!